Karrieremesse – here we go!


Versetzen wir uns kurz in Bewerber*innen: Das Absenden von Bewerbungen, vor allem das Befüllen der Online-Bewerbungsportale, ist aufwendig. Die Anzahl an Bewerbungen zum Jobeinstieg nimmt seit Jahren ab, zuletzt hat zum Beispiel ein*e WU Student*in zwischen 5 und 8 Bewerbungen abgeschickt, um nach dem Studium in den Job einzusteigen. Bei Techniker*innen waren es noch weniger!

Veranstaltungen, die ein persönliches Kennenlernen von Arbeitgebern ermöglichen, stellen eine Abkürzung zum Job dar. Beim persönlichen Gespräch wird schnell klar, ob sich Werte der beiden Gesprächspartner*innen treffen, ob mitgebrachte Skills gesucht werden, ob für das Ausbildungsprofil passende Angebote im Unternehmen warten. In einer Welt, die so viele Antworten zulässt – Stichwort Google –, wird es zudem immer wichtiger, eine Möglichkeit zu haben, live und direkt selbst Informationen zu filtern.


Heike Schreiner, Geschäftsführerin des WU ZBP Career Center, Veranstalter der Career Calling, gibt Einblicke in die Benefits von Karriereevents.

 


Welche Benefits haben Unternehmen durch eine Teilnahme an einem Karriereevent?

Auch wenn Veränderungen im Bewerbungs- bzw. Recruitingprozess an der Tagesordnung stehen, so ist eines unverändert:

Für Bewerber*innen eröffnet sich mit dem Blick auf den potenziellen Arbeitsmarkt ein Dschungel an Arbeitgebern, Jobs, Möglichkeiten. Und gleichsam wird die Wahrnehmung immer selektiver:

Selbst gesetzte Filter und durch Algorithmen gesteuerte Werbung lassen Bewerber*innen eine reduzierte Anzahl an potenziellen Arbeitgebern ins Mindset. Waren es vor 10 Jahren noch 8 bis 10 Unternehmen, an die Studierende als potenzielle Arbeitgeber gedacht haben, sind es heute nur noch 4 bis 6. Bei einem Karriereevent befinden sich alle Angebote auf einem Platz und Bewerber*innen entdecken Unternehmen, die sie vorab vielleicht noch nicht im Kopf hatten.

 


Worum geht es in der Regel: um Recruiting oder Branding?

Als Veranstalter einer Karrieremesse geht es uns vor allem darum, persönliche Kontakte zu ermöglichen. Im besten Fall kommt es natürlich zum Recruiting und nicht nur zum Employer-Branding.

Der Recruitingprozess von heute verlangt mehr Schritte. Und das wird von den Bewerber*innen oft als hinderlich empfunden. Der Zwischenschritt über ein Bewerber*innenportal wird meist als Bruch in der Kontaktaufnahme gesehen. Hier kann man durch eine gute „Candidate-Journey“ sowohl im Recruiting als auch im Employer-Branding punkten.

 


Welche Karrieremesse ist die richtige?

Bei der Fülle an Angeboten ist es wichtig, die passende Karrieremesse auszuwählen und Budgets sinnvoll zu investieren. Auch wenn anhand der KPIs der Vergleich von Messen sehr einfach scheint, so darf man sich ruhig ein bisschen subjektiv beeinflussen lassen: Welche Zielgruppe möchten wir treffen? Möchten wir uns an einer Universität präsentieren oder in einem professionellen Messeumfeld? Möchten wir studentisches Laufpublikum treffen oder Studierende und Absolvent*innen erreichen, die geplant den Weg auf eine Karrieremesse auf sich nehmen? Und überhaupt darf man einen Blick auf die Veranstalter der Karriere-Events werfen. An vielen österreichischen Unis gibt es Career Center, die professionell und unmittelbar Karrieremessen veranstalten. Regional gibt es oft Kooperationen von Unis, wodurch effizient eine große Zielgruppe erreicht werden kann.

Mit welchen Erwartungen kommen die Besucher*innen? 

Mit den verschiedensten! Wer aktuell auf Jobsuche ist, nutzt ein Karriereevent, um konkrete Gespräche zu führen. Ein Drittel nutzt Karriereevents, um sich über aktuelle Entwicklungen und neue Arbeitgeber zu informieren.

Ein Teil der Besucher*innen folgt unserem Rat und kommt bereits sehr früh im Studium auf den Event, um Kontakte aufzubauen und die Weichen im Studium für den richtigen Job zu stellen.

 


Wie kann ein Unternehmen das Beste aus dem Karriereevent herausholen?

Indem es sich auf genau diese 3 Zielgruppen vorbereitet. Für die Jobsuchenden kann man eine Jobwall am Messestand vorbereiten. Für alle anderen gilt es, offene, positive Kolleg*innen an den Stand zu holen, die gerne mit jungen Menschen interagieren und das Unternehmen und die Recruitingprozesse gut kennen. Das Team am Messestand ist der Erfolgsfaktor!

 

Welche No-Gos gibt es?

Der Verweis auf die Karrierewebsite ist für Bewerber*innen ein No-Go. Denn diese finden sie auch ohne Empfehlung. Und dann sind es noch Kleinigkeiten: Mitarbeiter*innen, die sich am Messestand miteinander unterhalten, anstatt auf die Besucher*innen zuzugehen, oder die keine Informationen über die Bewerbungswege haben. Der Schlüssel für den Erfolg ist das Team vor Ort. Wir wissen, wie viel Personaleinsatz so eine Messe bedarf, aber die richtige Besetzung des Messe-Teams ist essenziell.

 

Heike Schreiner ist Geschäftsführerin des WU ZBP Career Center, Veranstalter der Career Calling, Österreichs größter Karrieremesse für Studierende und Absolvent*innen, die heuer am 15. Oktober in der VIECON/Messe Wien stattfindet, und Mitveranstalter der Langen Nacht der Unternehmen, die jährlich im April stattfindet.